Deutschland ist Vize-Europameister im Hacking
Zehn Nachwuchstalente aus ganz Deutschland und vier Coaches machten sich am 13.09. auf den Weg nach Wien. Ihre Mission: Titelverteidigung.
Denn vom 13. bis 16 September fand erneut die European Cyber Security Challenge (ECSC) statt. Die ECSC ist ein internationaler Hacker-Wettbewerb der Nationen. Nachwuchshacker unter 25 werden dafür in den jeweiligen Teilnehmerländern gescouted und trainiert. Unter Organisation der European Union Agency for Cyber Security, beteiligten sich dieses Jahr 33 Nationen an dem Wettbewerb. Daunter auch die Fünf Gast-Länder U.S.A., Kanada, Serbien, Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Nach dem deutschen Sieg im letzten Jahr in Prag, waren die Erwartungen an das Team groß. Die deutsche Auswahl bestand, wie im vorigen Jahr, aus jungen Hackern die sich durch die Cyber Security Challenge Germany für das Nationalteam qualifizierten. In einer dreimonatigen Qualifikationsphase stellten sie dabei Talente in verschiedensten Bereichen der Cyber Security unter Beweis.
Zur ECSC 2022 nach Wien flogen für Deutschland fünf Junior- (unter 21) und fünf Senior-Hacker (unter 25). Mit dabei waren außerdem vier erfahrene Coaches mit Hintergrund im kompetitiven Hacking.
Zu gewinnen gab es hochwertige Laptops, Gadgets, Reisen und vorallem einen eindrucksvollen Wanderpokal. Die heiße Phase des Wettbewerbs bestand aus zwei Wettbewerbstagen mit jeweils einem Capture The Flag-Wettbewerb. Während des ersten Wettbewerbstages ging es für die zehnköpfigen Teams darum, sich in verschiedensten Challenges zu beweisen. Die Challenge-Kategorien reichten dabei von Web-Services, Speicherfehlern und Hardware-Hacking bis hin zu digitaler Forensik. Immer musste dabei eine Sicherheitslücke in einem Computer-System der Veranstalter gefunden und ausgenutzt werden. Zum Beweis, dass die Sicherheitslücke ausgenutzt wurde, musste ein Geheimnis aus dem Computer-System gestohlen und beim Veranstalter abgegeben werden.
Tag zwei des Wettbewerbs hatte eine etwas andere Dynamik. In einem Attack/Defense-Wettbewerb wurden nicht die Systeme der Veranstalter, sondern die anderen National-Teams gehackt. Dabei erhielten alle Teams zeitgleich einen Server mit mehreren aktivierten Diensten. Die Teilnehmer mussten ihren Server dann gegen die Hacking-Versuche der anderen Teams verteidigen und gleichzeitig versuchen andere Teams anzugreifen. Auch hier diente ein gestohlenes Geheimnis als Beweis, dass ein anderes Team erfolgreich gehackt wurde. Gerade an Tag zwei stellten die deutschen ihre Skills und gutes Teamwork in einem sehr dynamischen Wettbewerb unter Beweis.
An Tag drei, nach einer Ansprache des Österreichischen Bundespräsidenten und mehrerer Ehrengäste, wurden das finale Ranking präsentiert. Schlussendlich war es ein knappes Rennen, in dem Deutschland nur Dänemark unterlag. Das dänische Nationalteam beeindruckte bereits vor dem Wettbewerb durch eine mehrstufige nationale Vorauswahl die alle Universitäten des Landes miteinbezog. Auf Platz drei der ECSC 2022 landete Frankreich. Das Ranking der Gast-Teams dominierte Kanada vor den USA und Israel.
Selbst nach zwei Tagen intensivem Wettkampfs identifizierten Mitglieder des deutschen Teams bereits während der Vorbereitungen zur Preisverleihung eine Sicherheitslücke im Soundsystem der Eventhalle. Um die Preisverleihung nicht zu gefährden hackten sie sich kurzerhand in das System ein, schlossen die Lücke und meldeten das ganze an die Sound-Techniker vor Ort. Anschließend konnten auch das deutsche Team eine wohlverdiente Hacking-Pause einlegen.
Mit einem guten zweiten Platz, sowie einer Medaille, einem Zertifikat der EU-Kommission und einem Thinkpad-Laptop für jeden der Teilnehmer, kann das deutsche Team zufrieden sein. Dennoch gilt für die ECSC 2023 in Norwegen: Mission Titel zurückerobern.